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Das Experiment von Hafele und Keating (Leseprobe aus "Die Relativitätstheorie - Lehre, Wirkung, Kritik" von Prof. Dr. rer. nat. Walter Theimer) |
Hafele
und Keating flogen im Oktober 1971 mit vier Cäsium-Atomuhren in
fahrplanmäßigen Verkehrsflugzeugen um die Erde. Atomuhren gelten als
empfindlich genug, um die in Betracht kommenden winzigen Veränderungen
zu registrieren. Die Erde wurde einmal in Ost-, einmal in Westrichtung
umflogen. Es wurde von einer modifizierten Relativitätstheorie
ausgegangen, die einen Unterschied in beiden Richtungen voraussagt,
weil die Geschwindigkeit des Flugzeugs relativ zur Erde je nachdem, ob
es mit der Erddrehung oder ihr entgegen fliegt, verschieden ist. (Davon
hatte Einstein nichts gesagt.) Die Ostreise dauerte 65,4 Std., davon
41,2 Std. Flugzeit. Die Westreise dauerte 80,3 Std., davon 48,6 Std.
Flugzeit. Die Routen waren nicht die gleichen. Die Uhren waren gegen
magnetische Einflüsse, Druck- und Temperaturänderungen geschützt. Angewandt
wurde eine Kombination der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie
unter Addition ihrer Effekte. Dem Ansatz Einsteins widersprach der
Versuch insofern, als Einstein hinsichtlich der speziellen Theorie eine
gleichförmige und geradlinige Bewegung postuliert, hier aber die
Bewegung ständig wechselte; ferner wirkte hier das
Gravitationspotential
dauernd über die Flughöhe, nicht nur momentan an einem Wendepunkt wie
bei Einstein, und es wirkte additiv. Als Unterlage wurden die Daten der
Flugkapitäne (Höhe, Geschwindigkeit, geographische Breite usw.)
verwendet. Die Ostreise wurde in 125 Intervalle, die Westreise in 108
Intervalle geteilt. Daraus wurden mittlere Daten berechnet. Eine
weitere Vereinfachung der Berechnungen bestand darin, daß der Gangfaktor
nicht mit |
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zeigen.
Nach Osten geht der Flug in der Rotationsrichtung der Erde (v >o),
nach Westen in der Gegenrichtung zur Rotation (v< o). Deshalb sollte
die Uhr bei Ostfahrt nachgehen, bei Westfahrt vorgehen. Entgegen der
schon fünfzigjährigen Tradition wird also auch ein Vorgehen der
bewegten
Uhr für möglich gehalten. Nun tritt der zweite Einstein-Effekt, der Unterschied des Gravitationspotentials der Uhren, hinzu. Je höher das Gravitationspotential, d. h. die Flughöhe, desto schneller geht die Uhr. Dadurch wird die zu erwartende Zeitdifferenz |
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wo
g die Fallbeschleunigung und h die Flughöhe ist. Der
Term gh/c² sagt für die fliegende Uhr ohne Rücksicht auf
die Flugrichtung ein Vorgehen voraus wie Einsteins andersartiger
Ansatz. Der gravitationelle und der kinematische Term sind unter den
gegebenen Bedingungen von vergleichbarer Größenordnung, doch ist im
kinematischen Term der bei Einstein wesentliche Ausdruck v²/2c²
klein gegen den bei Einstein nicht vorkommenden Ausdruck R Ω v/2c².
Bei Westrichtung (v < o) sind beide Terme positiv und addieren sich
zu einem merklichen Vorgehen der Uhr. Das Gesagte gilt nur für äquatoriale Rundflüge. Für die Abweichung der Flugroute vom Äquator mußten mathematische Korrekturen vorgenommen werden. Es ergab sich die Approximation |
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wo
θ
die Richtungsabweichung von der äquatorialen Route und λ
die Breitenkorrektur darstellt. Als Grundlage dienten die Berechnungen für
die einzelnen Intervalle. Während
des Flugs konnten keine Vergleiche mit der Bodenuhr vorgenommen
werden. Die Ergebnisse mußten nach dem Flug unter Auswertung der
Notizen (etwa 5000 Beobachtungen) ausgerechnet werden. Zur «Extraktion»
der relativistischen Zeitdifferenzen aus den notierten Daten mußten
besondere mathematische Verfahren angewandt werden, die kompliziert und
reich an Voraussetzungen sind. Es ist zu beachten, daß der Vergleich
der Uhren nicht durch unmittelbare Beobachtung erfolgte, sondern
indirekt durch Berechnungen eigener Art.
Es
handelt sich um Mittelwerte der vier Uhren. Atomuhren gehen nicht
ganz gleich. Die Autoren hoffen, daß sich die Unterschiede der vier
Uhren auf einen stetigen mittleren Gang ausgeglichen haben. In diesem
Punkt sehen sie die hauptsächliche Fehlerquelle. Weitere Fehlerquellen
liegen u. a. in der ungenügenden Genauigkeit der Flugdaten und in den Näherungen
der Gl. 42. Beim
Westflug ist für den kinematischen Effekt das Gegenteil von dem
demonstriert worden, was man 50 Jahre lang propagiert hat. An die Stelle
der «Zeitdehnung» Einsteins tritt eine «Zeitkontraktion». Die
Autoren
erklären diesen an Hypothesen und Fehlerquellen reichen Versuch für
eine Bestätigung der «konventionellen Relativitätstheorie». Doch
weicht er in Ansatz, Durchführung und Ergebnis stark von Einsteins
Theorie ab, so stark, daß man sich fragen muß, ob es wirklich
Einsteins These war, die hier überprüft wurde. Diese Abweichung rührt an das Grundsätzliche.
Einstein hat stets nur von einer ruhenden Uhr als Vergleichsuhr
gesprochen. Wenn man die Autoren richtig versteht, so war er dabei naiv,
denn eine ruhende Uhr kann es auf der Erde nicht geben. Das «Uhrenparadoxon»
ist dann prinzipiell eines Beweises im Sinne Einsteins nicht fähig,
soweit der kinematische Faktor in Betracht kommt. Mit der Berücksichtigung
der Erddrehung und mit der neo-lorentzianischen Einfluß (Kap. 21)
verratenden Konstruktion eines quasi-absoluten Bezugssystems ist der
kinematische Effekt nicht klarer geworden. Ungeachtet des Frohlockens
der Relativisten über dieses Experiment muß man feststellen, daß es
mit seinen vielen Konstruktionen und Fehlerquellen nicht überzeugend
wirkt. Bedenken muß es auch erregen, daß der kinematische und der gravitationelle Term nicht gesondert bestimmt werden. Es wird nur ein Globalwert erfaßt, der auf die beiden Terme nach Einsteins Regeln aufgeteilt wird. Darin liegt eine petitio principii. Auf der anderen Seite wird Einstein eine Voraussage über die Kombination seiner beiden Effekte zugeschrieben, die er nie gemacht hat. Walter Theimers "Relativitätstheorie" erschien November 2005 als Neuauflage in der Edition Mahag, Graz. |
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Anmerkung
des Hrsg.: Link
zum Thema: Hafele
& Keating Tests; Did They Prove Anything? |
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