Juergen hat geschrieben:Wieso heißt das ganze "modernes Relativitätsprinzip" wenn es zwischen mechanischen und elektromagnetischen Versuchen dann doch einen Unterschied je nach Bewegung des Beobachters gibt.
Mit klassischem Relativitätsprinzip hat das ganze so betrachtet ja eher weniger zu tun.
Das klassische Relativitätsprinzip (RP) gilt in der Beziehung von Inertialsystemen zueinander, d.h. in Bezugssystemen, in welchen die mechanischen Gesetze Newtons gelten. Das betrifft nur Körper mit träger Masse und das Licht bildet nach jeder Auffassung eine Ausnahme. Nach dem klassischen RP sollte sich auch die LG mit der Galileitransformation transformieren, das lässt aber das Postulat der SRT nicht zu, weil die LG in jedem IS konstant zu bleiben habe und das erreicht man mit der Lorentztransformation, um den Preis, dass sich auch andere Geschwindigkeiten nicht mehr einfach addieren lassen. Mit der Aufgabe der Absolutheit von Raum und Zeit verändert sich außerdem alles, Längen, Impuls , Uhrengang etc. Und das hat mit dem klassischen RP tatsächlich gar nichts mehr zu tun. Es ist eben das RP der SRT oder das "moderne Relativitätsprinzip".
Geht man davon aus, dass das Licht mangels Trägheit dem klassischen RP nicht unterliegt, so ist dieses das eigentlich "relativere" als das der SRT, weil es hier tatsächlich keinen Unterschied zwischen bewegten und ruhend definierten Bezugssystemen gibt. In der SRT ist das nicht so. Wird hier einmal ein Ereignis aus einem als ruhend definierten Bezugssystem beschrieben, machen es die auftretenden Effekte tatsächlich zu einem ruhenden gegenüber dem bewegten. Im klassischen RP wäre das nicht der Fall.
Dazu ein Beipiel: Einstein lässt in seiner Arbeit ZEBK 1905 gegenüber einer "ruhenden" Uhr eine andere Uhr auf einer Kreisbahn losziehen und zur ruhenden zurückkehren, wonach festzustellen sei, dass die bewegte Uhr gegenüber der ruhenden zurückgeblieben wäre (Zeitdilatation), was man an den Zeitanzeigen der Uhren sehen kann. Diese Anzeigen sagen aber auch aus, dass die bewegte Uhr eine tatsächlich bewegte und die ruhende Uhr tatsächlich eine ruhende war, d.h. man kann nicht sagen, die bewegte könnte auch die ruhende sein und die ruhende die bewegte, weil die Anzeigen der Uhren das Ereignis praktisch fixiert haben. Kehrt man das Ereignis um, dann würden auch die Zeitanzeigen umgekehrt ausfallen. Nach dem klassischen RP wäre das egal, denn hier ist die Zeit ja absolut und an den Uhren wäre nicht erkennbar, welche die bewegte und welche die ruhende war. Das oft zitierte Beispiel, dass es nach SRT egal sei, ob sich der Zug oder der Bahnhof bewegt, ist also falsch, denn gerade nach der SRT ist es nicht egal, denn die auftretenden Effekte hängen davon ab, welches Inertialsystem sich bewegt und welches nicht. Man kann dann das Ereignis zwar aus beiden Bezugssystemen beschreiben, aber das kehrt das Ereignis nicht um. Hat man einmal festgelegt, dass es der Zug ist, der sich bewegt, dann ist und bleibt es der Zug, der sich bewegt und der Bahnhof ruht, und das wäre stets an den Uhren in beiden Bezugssystemen ablesbar. Das RP der SRT ist also gar nicht sooo "relativ", wie man allgemein glaubt. Nur nach dem klassischen RP wäre es kinematisch betrachtet egal, ob sich der Zug oder der Bahnhof bewegt. Einstein selbst schätzte die Bezeichnung Relativitätstheorie übrigens nicht besonders, und tatsächlich passt sie schon in Hinblick auf die absolute LG nicht so richtig zu seiner Theorie.
Grüße
Harald Maurer
