Hier herrschte bei einigen Teilnehmern Zweifel an der Symmetrie des von mir in diesem Forum vorgerechneten Akku-Szenarios. Fallili und Yukterez meinten wohl, die Lebensdauer eines Akkus wäre nur aus Sicht der Erde in das Akkusystem verlängert, wogegen ein Akku mit gleichen Eigenschaften auf der Erde aus Sicht des Akkusystems dies nicht wäre (ein Myon lebt wg. ZD länger als das andere). Das ist allerdings dann nicht die komplette SRT, die ja aussagt, dass aus jedem System gesehen die Zeit im anderen System langsamer verstreicht ("jeder sieht die Uhr des anderen langsamer laufen") und man vergisst wohl, dass die Effekte der SRT ausnahmslos gegenseitig wahrgenommen werden, also immer symmetrisch sind. In der SRT gibt es überhaupt keine asymmetrische Beziehung zwischen zueinander bewegten Inertialsystemen, wofür diese Theorie selbst auch das Indiz dazu liefert: der stets symmetrische relativistische Dopplereffekt!
Sehen wir uns daher das Akku-Szenario etwas genauer an. Ich beziehe mich auf den von mir hier
viewtopic.php?f=6&t=686&p=82553#p82553
geposteten Beitrag und die dort bereits ermittelten Werte.
Wir bauen nun dieses Akku-Szenario noch etwas aus, indem wir ein baugleiches Akku-Amperemeter-Verbraucher-Ensemble auch im Erdsystem bei x=0 gleichzeitig (t=0) mit der Akku-Lampe (x=799446,5546 km) einschalten und diese Erdlampe nun ebenfalls nur 2 s lang leuchten wird. Diese Dauer soll nun auch im Ruhesystem der bewegten Akkulampe beurteilt werden. Wir werden also jeweils die Zeit berechnen, mit welcher die Leuchtdauer gegenseitig gemessen wird und es müssen 2 Bedingungen erfüllt sein: die Erdlampe muss vom Ruhesystem der bewegten Akkulampe aus ebenfalls zeitdilatiert leuchtend gemessen werden und die gegenseitige ZD der Leuchtdauern muss symmetrisch ausfallen, denn die Situation IST symmetrisch! Daher muss auch die Sichtdauer des wahrgenommenen Lichts gegenseitig genau gleich sein (denn jede Lampe leuchtet im Eigensystem 2 s lang)!
Los geht's:
v=-0,8 c (239833,9664 km/s) ; c=299792,458 km/s ; ungestrichenes System="Erdsystem", die Lampe hier= "Erdlampe"; gestrichenes System="Lampensystem", die Lampe hier= "Akkulampe". Koordinatenursprung x=x'=0; t=t'=0
Wir wissen bereits aus oben verlinktem Beitrag, dass die LT ergibt
x=799446,5546 km --> x'= 1332410,92444...km und
t=0 -->t'= 3,55...s
und die Ankunft der bewegten Akkulampe auf der Erde (was auch der Zeitpunkt ihres Verlöschens im Erdsystem ist) transformierte so
x=0 -->x'= 1332410,9244...km
t=3,3333... s -->t'= 5,55.. s
woraus erkennbar ist (5,55 - 3,55), dass der Akku im Eigensystem 2 s lang Strom liefert, was wir nun auch von dem neu ins Szenario aufgenommenen Erd-Akku annehmen wollen.
Die Akkulampe erreicht leuchtend die Erde aufgrund der ZD von 2 s --> 3,33 s, für das Eigensystem (Ruhesystyem) der Akkulampe haben wir gezeigt, dass die Erde diese nach 2 s erreichen kann, und das so beschrieben:
... der Akku ruht in einer Entfernung von 1332410,92444...km (x=799446,5546 km --> x'= 1332410,92444...km !) und schaltet seine Lampe 3,55555... s später ein (t=0 -->t'= 3,55555 ...s, RdG!). Währenddessen hat sich die Erde über die Strecke 852742,99164 km genähert, sodass die Erde ab Zeitpunkt des Einschaltens der Akkulampe nur noch 479667,9328 km vor sich hat, die sie in 2 Sekunden zurücklegt und den Akku erreicht. Die Akkulampe verlöscht also bei Zusammentreffen von Akku und Erde nach 2 Sekunden, welche auch die Akku-Entladezeit sind. Das ist eben deshalb möglich, weil sich die von der Erde zurückzulegende Strecke aufgrund des späteren Einschaltens der Akkulampe auf diese 479667,9328 km verkürzt hat ("Längenkontraktion": 799446,5546 km -->479667,9328 km ! Da kontrahiert tatsächlich nichts, sondern die kürzere Strecke kommt durch die RdG zustande, ein für das Verständnis dieser Verkürzung wichtiger Umstand!).
Und nun interessiert uns, wie vom Akku-System aus die Erdlampe beurteilt wird, die im Erdsystem gleichzeitig mit der Akkulampe eingeschaltet wird (t=t'=0 !) und im Erdsystem nur 2 Sekunden lang leuchtet. Wird dies vom Ruhesystem des Akkus ebenfalls zeitdilatiert auf 3,33 s registriert? Natürlich, denn die ZD tritt infolge der Symmetrie gegenseitig in gleichem Ausmaß auf!
Aus Sicht des Akkusystems sieht das Szenario getreu den bisher mit der LT ermittelten Werten so aus:
Die Erdlampe wird bei t=t'=0 eingeschaltet, dies 1332410,9243...km vom Akku entfernt, somit 3,55 s früher als die Akkulampe! Während die Erdlampe im Akkusystem 3,33 s lang (!) leuchtet, bewegt sich die Erde mit v zur Koordinate x'=799446,5546 km, hier verlöscht die Erdlampe. 0,22 s danach leuchtet die Akkulampe auf, während sich die Erde weiterhin nähert. Beim Aufleuchten der Akkulampe ist die Erde gerade noch 479667,9328 km entfernt, die sie in 2 s zurück legt und auf den Akku trifft, dessen Lampe in diesem Moment (t'=5,55 s) verlöscht. Der Akku trifft also auf die bereits erloschene Erdlampe, die ja 2,22 s vorher erloschen ist - aber aus seiner Sicht hat sie zuvor 3.33 s lang geleuchtet!!! Aus Sicht des Akkus findet also im Erdsystem dieselbe ZD statt wie aus Sicht der Erde im Akkusystem - nur hat die Erdlampe 3,55 s früher zu leuchten begonnen, womit sich dieselbe Endsituation wie im Erdsystem ergibt: Erdlampe verlöscht vor Ankunft der Akkulampe. Wir merken uns die Zeitdifferenz zwischen dem Verlöschen der Erdlampe und dem Zusammentreffen mit der Akkulampe: 2,22 s.
(Der Ausschaltzeitpunkt und Ort der Erdlampe im Lampensystem lässt sich auch sofort mit der LT ermitteln.
x=0 --> x'=799446,5546 km
t=2 s --> t'=3,33...s )
Nun überprüfen wir das anhand der gegenseitigen Sichtdauer des Lichts, die in beiden Systemen dasselbe Ausmaß haben muss. Dazu müssen wir berechnen, wie lange das Licht des jeweils anderen "gesehen" wird - und da kommen nun die Laufzeiten des Lichts ins Spiel, die wir vorhin nicht berücksichtigen durften.
Wie lange wird der Lichtstrahl der Akkulampe im Erdsystem gesehen?
Für die (x=) 799446,5546 km lange Strecke benötigt das erste emittierte Photon 2,66... s. Und das letzte Photon wird gleichzeitig mit der Ankunft der Lampe am Erdboden emittiert, also nach 3,33... s. Demnach ist das Licht der Lampe von der Erde aus 0,67... s lang sichtbar (3,33-2,66). Das ergibt eine Blauverschiebung des Lichts um den Fakor von rund 2,99 (2/0,67). Mit der relativistischen Formel für die Blauverschiebung ergibt sich derselbe Faktor.
Mit den bekannten Werten im Akkusystem können wir auch ermitteln, wie lange das Licht der Erdlampe im Akkusystem gesehen wird:
Die Erdlampe wird bei x'=0;t'=0 eingeschaltet und das erste Photon muss 1332410,9244... km in 4,444... s durchmessen. Es kommt also im Lampensystem zu t'=4.444 s bei der Lampe an!
Überprüfen wir das auch mit der LT mit den Werten, die im Erdsystem gemessen werden:
Das erste Erdphoton bewegt sich mit c Richtung Lampe und diese kommt diesem mit 0,8 c entgegen. Sie treffen nach 1,481... s zusammen und das ergibt die Koordinate x=444136,9748 km.
Transformieren wir dies also mit LT in die Sicht des Akkusystems:
x=444136,9748 --> x'= 1332410,9244.... Richtig, da ruht bekanntlich die Akkulampe!
t=1,481...s --> t'= 4,444... Sekunden!
Das stimmt natürlich mit unserer vorhergehenden Überlegung überein.
Das nach 3,33 s letzte emittierte Photon kommt von der Koordinate x'=799446,5546... km und es liegen daher noch 532964,3697 km vor ihm, die es in 1,77 s durchmisst. Die sichtbare Zeit des Erdstrahls ergibt sich im Akkusystem also aus
3,33+1,77-4,44 =0,67 s.
Also auch hier die gleiche Sichtdauer und die Blauverschiebung um den Faktor 2,99 ! Aber natürlich wird die Blauverschiebung selbst ohnehin unabhängig von der Leuchtdauer sein, aber die jeweiligen Sichtdauern wären unterschiedlich, wenn die Erdlampe im Akkusystem nur 2 s lang leuchten würde.
Aus der Sicht der Ruhesysteme leuchtet die jeweils bewegte Lampe also länger, statt 2 s eben 3,33 s. Im Erdsystem leuchten beide Lampen gleichzeitig auf, im Akkusystem macht dies die Erdlampe 3,55 s früher, sodass ihr ebenso zeitdilatiertes, 3,33 s langes Leuchten noch vor dem Zusammentreffen von Erde und Akku beendet ist (wie dies auch im Erdsystem der Fall ist).
Auf der Erde wird der Zeitabstand zwischen dem Erlöschen der Erdlampe und der Ankunft der Akkulampe gemessen mit 1,33 s. Auch diese Dauer muss ihm Akkusystem dilatiert gemessen werden, und wir haben uns oben gemerkt, dass hier der Zeitabstand 2,22 s beträgt. Und genau das ergibt sich auch mit t'=t/sqrt(1-v²/c²) !
Würde die Erdlampe auch im Akkusystem nur 2 s lang leuchten, dann ergäbe sich im Akkusystem zwischen dem Erlöschen der Erdlampe und der Zusammenkunft mit der Akkulampe eine Zeitdifferenz von 3,55 s (da die Erde nach der 2 s währenden Leuchtdauer noch 852742,99164 km bis zur Akkulampe zurücklegen müsste. Das hieße aber, dass die Akkulampe erst bei der Ankunft der Erde aufleuchten würde, also 2 Sekunden lang leuchten müsste, nachdem sich die beiden Lampen getroffen haben! Auch stünden diese Differenzen (1,33 s und 3,55 s) nicht mehr zueinander über die ZD in Beziehung.
Wir haben also das aufgrund der Symmetrie erwartete Ergebnis, dass jeder Beobachter die Leuchtdauer des anderen von 2 s zeitdilatiert auf 3,33 s messen würde. Im Ruhesystem der Akkulampe leuchtet die Erdlampe 3,33 s, die eigene aber 2 s. Im Erdsystem leuchtet die eigene Lampe 2 s, die Akkulampe nun 3,33 s. Welcher Beobachter also den länger "lebenden" Akku vorfinden wird, ist abhängig vom Bezugssystem. Wenn die Beobachter zusammen kommen, wird wohl ein wilder Streit darüber ausbrechen, welcher der beiden Akkus nun länger Strom abgegeben hat. Dieses mathematisch interessante Szenario kann real daher niemals stattfinden!
Dazu kommt, dass die Zeitdifferenz zwischen dem Erlöschen der Eigenlampe und der Ankunft der anderen Lampe unterschiedlich ist. Im Erdsystem 1,33 s, im Akkusystem 2,22 s. Aus dieser Differenz kann man ein hübsches Paradoxon konstruieren - aber das soll der Fantasie des Lesers überlassen bleiben.
Tja, und wie war das mit dem ZD Beweis durch länger "lebende" Myonen? Man denke sich statt der Akkulampen diese Teilchen...und hat außer anderen Größenverhältnissen eine perfekte Analogie. Da wird für die langlebigen Myonen einerseits im Erdsystem die ZD verantwortlich gemacht und andererseits für die Situation im Myonensystem das Märchen erzählt, die Myonen hätten nur die geschrumpfte Strecke (alles schrumpft angeblich zusammen, Strecke samt Erde und Atmosphäre!) zu durchfliegen. Aber das Myon fliegt in seinem System gar nicht, sondern es ist die Erdoberfläche, die dem Myon während eines Zeitintervalls, nach welchem das Myon in seinem System später entsteht, bis auf 600 m (je nach vorausgesetzter Entstehungshöhe) näherkommt! Da schrumpft gar nichts, sondern die kürzere Strecke kommt nur durch die RdG zustande und das bedeutet, dass ein Myon in seinem System weit innerhalb der Atmosphäre in 600 m Abstand zum Erdboden erst entstehen wird! Und das ist freilich deshalb absurd, weil das Luftmolekül, der Auslöser für die Entstehung des Myons im Erdsystem, sich auch bis zur verspäteten Myonengeburt samt Erde weiterbewegt hat und für die Geburt des Myons in seinem System ein anderes Luftmolekül veranwortlich sein müsste. Und damit kann man die hübsche Myonen-Story schon vergessen. Was immer auch für das Auftreten von Myonen auf der Erdoberfläche verantwortlich ist, die SRT kann es nicht sein!
Grüße
Harald Maurer