Kannst Du eigentlich einen Beitrag schreiben ohne andere zu beleidigen?
Dann kommen wir noch einmal auf Einstein zurück:
Aus dem Buch "Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein:
§ 8 Über den Zeitbegriff in der Physik
An zwei weit voneinander entfernten Stellen A und B unseres Bahndamms hat der Blitz ins Geleise eingeschlagen. Ich füge die Behauptung hinzu, diese beiden Schläge seien gleichzeitig erfolgt. Wenn ich dich nun frage, lieber Leser, ob diese Aussage einen Sinn habe, so wirst du mir mit einem überzeugten "Ja" antworten. Wenn ich aber jetzt in dich dringe mit der Bitte, mir den Sinn der Aussage genauer zu erklären, merkst Du nach einiger Überlegung, dass die Antwort auf diese Frage nichts so einfach ist, wie es auf den ersten Blich erscheint.
Nach einiger Zeit wird die vielleicht folgende Antwort in den Sinn kommen: Die Bedeutung der Aussage ist an und für sich klar und bedarf keiner weiteren Erläuterung; einiges Nachdenken müsste allerdings aufwenden, wenn ich Auftrag erhielte, durch Beobachtungen zu ermitteln, ob im konkreten Fall die beiden Ereignisse gleichzeitig stattfinden oder nicht." Mit dieser Antwort kann ich mich aus folgendem Grunde nicht zufrieden geben. Gesetzt, ein geschickter Meteorologe hätte durch scharfsinnige Überlegungen herausgefunden, dass es an den Orten A und B immer gleichzeitig einschlagen müsse, dann entsteht die Aufgabe, nachzuprüfen, ob dieses theoretische Resultat der Wirklichkeit entspricht oder nicht. Analog ist es bei allen physikalischen Aussagen, bei denen der Begriff „gleichzeitig“ eine Rolle spielt. Der Begriff existiert für den Physiker erst dann, wenn die Möglichkeit gegeben ist, im konkreten Falle herauszufinden, ob der Begriff zutrifft oder nicht. Es bedarf also einer solchen Definition der Gleichzeitigkeit, dass diese Definition die Methode an die Hand gibt, nach welcher im vorliegenden Falle aus Experimenten entschieden werden kann, ob beide Blitzschläge gleichzeitig erfolgt sind oder nicht. Solange dies nicht möglich ist, gebe ich mich als Physiker (allerdings auch als Nichtphysiker!) einer Täuschung hin, wenn ich glaube, mit der Aussage der Gleichzeitigkeit einen Sinn verbinden zu können. (Bevor du mir dies mit Überzeugung zugeben hast, lieber Leser, lies nicht weiter.)
Nach einiger Zeit des Nachdenkens machst du nun folgenden Vorschlag für das Konstatieren der Gleichzeitigkeit. Die Verbindungsstrecke AB werde dem Geleise nach ausgemessen und in die Mitte M der Strecke ein Beobachter gestellt, der mit einer Einrichtung versehen ist (etwa zwei um 90 Grad gegeneinander geneigte Spiegel), die ihm eine gleichzeitige optische Fixierung beider Orte A und B erlaubt. Nimmt dieser die beiden Blitzschläge gleichzeitig war, so sind sie gleichzeitig.
Ich bin mit diesem Vorschlag sehr zufrieden und halte die Sache dennoch nicht für ganz geklärt, weil ich mich zu folgendem Einwand gedrängt fühle:“ Deine Definition wäre unbedingt richtig, wenn ich schon wüßte, dass das Licht, welches dem Beobachter in M die Wahrnehmung der Blitzschläge vermittelt, sich mit der Geschwindigkeit auf der Strecke A Pfeil M wie auf der Strecke B Pfeil M fortpflanze. Eine Prüfung dieser Voraussetzungen wäre aber nur dann möglich, wenn man über die Mittel der Zeitmessung bereits verfügte. Man schein sich hier also in einem logischen Zirkel zu bewegen.“
Nach einiger weiterer Überlegung wirfst du mir aber mit Recht einen etwas verächtlichen Blick zu erklärst mir: „Ich halte meine Definition von vorhin trotzdem aufrecht, da sie in Wahrheit gar nichts das Licht voraussetzt. An die Definition der Gleichzeitigkeit ist nur die eine Forderung zu stellen, dass sie in jedem realen Falle eine empirische Entscheidung an die Hand gibt über das Zutreffen oder Nichtzutreffen des zu definierenden Begriffs. Dass meine Definition dies leistet, ist unbestreitbar. Dass das Licht zum Durchlaufen des Weges A Pfeil M und zum Durchlaufen der Strecke B Pfeil M dieselbe Zeit brauche, ist in Wahrheit keine Voraussetzung oder Hypothese über die physikalische Natur des Lichtes, sondern eine Festsetzung, die ich nach freiem Ermessen treffen kann, um zu einer Definition der Gleichzeitigkeit zu gelangen.“
Es ist klar, dass diese Definition benutzt werden kann, um der Aussage der Gleichzeitigkeit nicht nur zweier Ereignisse, sondern beliebig vieler Ereignisse einen exakten Sinn zu geben, wie die Ereignisorte relativ zum Bezugskörper (hier dem Bahndamm) gelagert sein mögen. Damit gelangt man auch zu einer Definition der „Zeit“ in der Physik. Man denke sich nämlich in den Punkten A,B, C des Geleises (Koordinatensystems ) Uhren von gleicher Beschaffenheit aufgestellt und derart gerichtet, dass deren Zeigerstellung gleichzeitig (im obigen Sinne) dieselben sind. Dann versteht man unter der „Zeit“ eines Ereignisses die Zeitangabe (Zeigerstellung) derjenigen dieser Uhren welche dem Ereignis (räumlich) unmittelbar benachbart ist. Auf diese Weise wird jedem Ereignis ein Zeitwert zugeordnet, der sich prinzipiell beobachten lässt.
Diese Feststellung enthält noch eine physikalische Hypothese, an deren Zutreffen man ohne empirische Gegengründe kaum zweifeln wird. Es ist nämlich angenommen, dass alle diese Uhren „gleich rasch“, wenn sie von gleicher Beschaffenheit sind. Exakt formuliert: Wenn zwei an verschiedenen Stellen des Bezugskörpers ruhend angeordnete Uhren so eingestellt werden, dass eine Zeigerstellung der einen mit derselben Zeigerstellung der anderen gleichzeitig (im obigen Sinne) ist, so sind gleichen Zeigerstellungen überhaupt gleichzeitig (im Sinne obiger Definition).
Richtig interessant wird aber erst § 9 über die "Relativität der Gleichzeitigkeit"
Gruß
Sebastian