@Rudi Knoth u.a.
Rudi Knoth hat geschrieben:@Frau Holle und Daniel K. Gestern Abend
Da in dieser Diskussion mein Name gefallen ist, möchte ich etwas klarstellen:
Es geht mir nicht darum dem einen oder anderen Diskussionsteilnehmer "recht zu geben", sondern meine Sicht der Dinge darzulegen.
Ja danke, das ist schon klar geworden und so sollte eine Diskussion auch ablaufen. Daniel K. hat leider immer recht und wer ihm nicht zustimmt oder von etwas anderem spricht als er, der liegt völlig falsch und hat die Physik "nicht im Ansatz" verstanden^^.
Rudi Knoth hat geschrieben:Bei Frau Holle liegt vermutlich der Grund für die Idee der "systemabhängigen Einheiten" in den widersprüchlich anmutenden Begriffen Zeitdilatation und Längenkontraktion.
Das hat jedenfalls mit reingespielt, stimmt. Anfangs hatte ich etwas Mühe mir das vorzustellen, und ich brauche eher bildhafte Vorstellungen um mir etwas klar zu machen. Mathematische Formeln sind ja gut und recht, aber letztlich geht es ja um physikalische Phänomene, wobei die mathematischen Zusammenhänge auch möglichst anschaulich werden sollten, wenn man sie physikalisch "begreifen" will. Jedenfalls mir geht es so.
Rechnen kann man ja viel, aber nicht jedes Ergebnis ist auch ein sinnvolles. Was soll denn 1m sein? Eine Zahl und ein Buchstabe, naja, und Rechenregeln und Gleichungen kennt man (hoffentlich) aus der Schule. Nach einigen Umstellungen hat man wieder andere Zahlen und Buchstaben, und meistens nicht mal Zahlen, nur Buchstaben und "komische" Zeichen aus dem griechischen Alphabet... aber die Frage ist und bleibt: Was bedeutet das nun konkret? Wo sind die verschiedenen Seitenlängen meines 16 m² Quadrats mit 4 m und –4 m? Ah ok... Das Ergebnis mit –4 m kann ich ignorieren... es reicht den Betrag zu kennen ohne Vorzeichen. Muss man wissen wenn's konkret wird, sonst steht man ratlos da und sucht vergeblich einen Zollstock mit negativen Zahlen drauf.
Aber was, wenn's komplizierter wird? Was kann/darf man wo ignorieren und was nicht? Was kann/muss man wie interpretieren? Was ist Sache, wenn der Zwilling den Umkehrpunkt erreicht? Hat er beide Anzeigen 3 Jahre auf seiner Uhr und am selben Ort 5 Jahre auf der anderen Uhr konkret vor seiner Nase oder nicht? Da geht's schon los. Schön ausgerechnet hat man die 3 und 5... und jetzt? Wie "real" ist das in der Anschauung? Was bedeuten diese Zahlen konkret?
So mancher steigt da bereits aus. Solches "Lametta" braucht man ja nicht. Alles sind nur abstrakte Punkte, sch.... auf die Wirklichkeit. Hauptsache ein bisschen rumgerechnet. Viele Möchtegern-Physiker mit Mathe-First-Ansatz begnügen sich damit. Ich aber nicht.
@Daniel K.: Mangels solcher Anschauung kommst du zu dem falschen Schluss, dass man z.B. im Zug-Bahnhof-Beispiel oder im Erde-Mond-Beispiel nicht einfach die Differenzen so bilden darf wie ich es gezeigt habe: Mal ergibt sich weniger Zeitdifferenz auf der einzigen Bahnhofsuhr und mal weniger Zeitdifferenz auf der einzigen Zuguhr, und zwar ganz real und wirklich. Im konkreten Experiment würde man es genau so feststellen.
Bei der 4-dimensionalen Raumzeit wird's mit der Anschauung schon schwierig und mit der Raumzeitkrümmung der ART konnte ich mich nie so richtig anfreunden. In der SRT spricht man gewöhnlich nicht von einer Krümmung, aber konsequenterweise muss man doch sagen, dass sie auch hier schon angelegt ist: Derselbe räumliche Abstand ist mal länger, mal kürzer, ebenso der zeitliche... was ist da los? Ist der Raumfahrer mit seinem Schiff nun ein stumpfsinniger (Zeitdilatation) Pfannkuchen (Längenkontraktion) oder nicht? Naja, sowohl als auch. "Für ihn" bin
ich der stumpfsinnige Pfannkuchen.
Was ist dann aber mit "der" Realität vor dem Herrn, die z.B. Kurt zu kennen glaubt? Sie existiert so nicht. Es gibt in dem Fall zwei Realitäten, eine "für" den Raumfahrer und eine andere "für" mich. Der berühmte Physiker Kip Thorne nennt es persönliche Zeit ("personal time"). Jeder hat seine persönliche Zeit, und damit auch seine ganz persönliche Realität.
Rudi Knoth hat geschrieben:Denn nach diesen Begriffen [Zeitdilatation und Längenkontraktion] werden Zeiten und Strecken "scheinbar" unterschiedlich "transformiert". Dies ist aber genau genommen nicht der Fall. Die Dauer zwischen zwei "gleichortigen" Ereignissen (x=0) in S wird in S' um den Faktor Gamma vergrößert. Das ist die Zeitdilatation.
Dasselbe gilt für den "gleichzeitigen" Abstand in S (t=0), der in S' auch größer ist. Aber die zu messende Länge liegt in S' weshalb diese Länge dann in S gemessen wird und daher "kürzer" als in S' ist.
Ja ist klar.
Rudi Knoth hat geschrieben:Beides erfüllt das Relativitätsprinzip. Daher ist das mit den unterschiedlichen Einheiten keine gute Idee, denn man kann dasselbe Experiment auch im anderen System machen und sollte dann dasselbe Ergebnis. bekommen.
Naja, ob es eine gute Idee ist, ist Ansichtssache. Es ist jedenfalls nicht grundsätzlich falsch. Denke man kann es so interpretieren und für mich ist die Vorstellung hilfreich. Das muss nicht für jeden gelten, ist klar. Für Leute, die nur schwarzweiß in den Kategorien richtig oder falsch denken können, ist das natürlich nichts (damit bist nicht du gemeint, Rudi Knoth). Aber das Zauberwort ist
und, nicht
oder.
Es gibt z.B.
eine Interpretation von Prof. Dr. Christof Wetterich über die Expansion des Universums, den Urknall etc., wo er so ähnlich vorgeht und einfach die Zeit anders skaliert. So kann man z.B. die Beobachtungen der Astronomen auch so interpretieren, dass nicht das Universum expandiert, sondern alles im Universum schrumpft. Dann gibt es keinen Urknall mehr als unerklärliche Singularität, sondern das Universum existiert einfach schon ewig und der Urknall ist nur eine Art Koordinatensingularität. Das funktioniert problemlos und steht nicht im Widerspruch zu den Beobachtungen oder zur RT. Es ist halt ein anderes Modell, und man kann nicht sagen, dass das eine oder andere Modell das einzig "richtige" ist. Dass man allgemein eine Expansion seit dem Urknall annimmt ist nur eine Konvention, eine Vereinbarung.
Natürlich ist es sinnvoll, das man sich auf ein bestimmtes Modell einigt, wenn es zwei gleichwertige gibt, damit alle von der gleichen Sache reden und man nicht ständig hin- und her transformieren muss. Es gibt meines Wissens auch eine Äthertheorie von einem gewissen Herrn Schmelzer, die wissenschaftlich anerkannt (peer-reviewed) ist, nur kommt die noch komplizierter daher als die RT und bringt keine neuen Vorhersagen oder Erkenntnisse. Das gleiche ergibt sich einfacher mit der RT.