Ernst hat geschrieben:Jocelyne Lopez hat geschrieben:
Die Lok hat ja in Deinem Beispiel fortlaufend Abstandsänderungen zu mir, also auch eine Relativgeschwindigkeit (von 100 km/h). Wo ist Dein Problem?
Mein Problem ist, daß ich entweder das Beispiel nicht anschaulich beschrieben habe oder du es nicht nachvollzogen hast. Daher nocheinmal. Diesmal eine rechtwinklige Straßenkreuzung. Du stehst 30m von der Kreuzung entfernt in der einen Straße und siehst, wie ein Auto auf der anderen Straße die Kreuzung überquert. In dem Augenblick, wo Du es siehst, ist doch die Abstandsänderung des Autos in Bezug auf Dich Null. Verständlich? Aber es fährt mit 50km/h auf der Erde. Und Du stehst auf der Erde. Also ist doch eure Relativgeschwindigkeit im Betrag 50km/h.
Dieses Beispiel stellt m.E. genau die gleiche Konstellation dar wie vorher mit der Lokomotive. Und ich habe nichts Anderes zu antworten, als ich bei dem Fall der Lok geantwortet habe: Wenn das Auto 50 km/h auf der Erde fährt und ich stehe auf der Erde, dann existiert fortlaufend eine Abstandsänderung und folglich eine Relativbewegung zwischen uns (in diesem Fall 50 km/h). Ich habe ja gar kein Problem damit. Ich sehe nur weiterhin, im Gegensatz zu Deiner Aussage, dass Abstandsänderung und Relativgeschwindigkeit sehr wohl miteinander was zu tun haben und stets in einer strengen mathematischen und physikalischer Abhängigkeit stehen.
Ernst hat geschrieben:Jocelyne Lopez hat geschrieben:
Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten. Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten,
Zuerst das richtige: Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten
Und nun das unrichtige: Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten.
Was Du hier als "
unrichtig" bezeichnest ist aus meiner Sicht nicht unrichtig, sondern nur unpräzis. Nur ein der beiden Objekte kann die Relativgeschwindigkeit betrachten, keine Dritte, jedoch sollte es heißen:
Die Relativbewegung zwischen zwei Objekten kann man immer nur aus der Sicht des jenigen Objektes in dieser zweier Beziehung betrachten, das in der Lage ist, überhaupt eine Betrachtung einzustellen, sprich einzig und allein aus der Sicht
des Beobachters. Nur ein Beobachter (Mensch, Instrument) kann eine Beobachtung bzw. eine Messung durchführen, sonst existiert keine konkrete Messung: Existiert kein Beobachter in einer zweier Beziehung, dann ist die Bestimmung der Relativgeschwindigkeit zwischen den Objekten nicht möglich. Vor diesem Hintergrund ist es falsch zu behaupten, dass bei der Messung der Relativbewegung zwischen zwei zueinander bewegten Objekten das Bezugssystem frei wählbar sei: Konkret ist nur ein einziges der zwei zueinander bewegten Objekte wählbar, das ist immer der Beobachter zwischen den beiden - und natürlich nie ein 3. Beobachter, wie die Relativisten pflegen so unauffällig wie möglich einzuführen...
Siehe zum Beispiel mein Blog-Eintrag
Über Erdlinge und Sonnlinge Zitat Jocelyne Lopez:
Der Begriff „Bezugssystem“ sorgt nämlich meiner Meinung nach in der Relativitätstheorie für viele Verwirrungen und Irreführungen. Zum Beispiel „Bezugssystem Sonne“ oder „Bezugssystem Myon“ oder „Bezugssystem Asteroid“ oder „Bezugssystem Lichtstrahl“ ist völliger Unsinn! Weder auf der Sonne, noch auf einem Asteroiden, noch auf einem Myon, noch auf einem Lichtstrahl kann ein Beobachter mit Messinstrumenten sitzen.
Dabei ist es mit Hausverstand ganz einfach zu verstehen:
Es gibt nur ein einziges Bezugsobjekt bei einer Beobachtung bzw. einer Messung: Das ist der Beobachter.
Es gibt logisch zwingend kein anderes “Bezugssystem” bei einer Messung als der Beobachter, weil er ja die Messinstrumente trägt und abliest. Ohne Beobachter, keine Messung. Man kann also prinzipiell für den Beobachter getrost auf den Begriff „Bezugsystem“ verzichten, das ist nur Sprachballast, und zum besseren Verständnis immer nur den Begriff „Beobachter“ dafür benutzen, das ist viel praktischer, einfacher und anschaulicher – und auf jeden Fall hilfreich für das Verständnis und die Kommunikation, vor allem mit Physiklaien.
Die Sonne, ein Asteroid oder ein Myon können nicht die Welt "
aus ihrer Sicht" sehen und messen... Wir wollen nicht in der modernen Physik des Animismus frönen, wo alle Objekte Geist und Seele haben, oder?
Ernst hat geschrieben:
Relativgeschwindigkeit ist eine objektive (vom Bezugssystem unabhängige) physikalische Größe. Unveränderlich; gleich, aus welchem Bezugssystem Du das betrachtest. Wenn Du allein aus der Beobachtung deren Änderung erzielen willst, dann mußt Du sowas wie die SRT erfinden, die auch allein durch die Beobachtung (Wahl des Bezugssystems) Dinge verkürzen und Uhren ausbremsen will.
Wenn man mit Relativisten eine Relativbewegung zwischen zwei Objekten untersucht und wenn man sie dabei mit unbequemen Fragen konfrontiert, wechseln sich schnell den Beobachter bzw. führen sie schnell ein 3. Objekt ein, sprich sie untersuchen dann eine ganz andere Konstellation und eine ganz andere Relativgeschwindigkeit. So zum Beispiel auch Dr. Markus Pössel in einer Korrespondenz über die Realität der Längenkontraktion: Als ich ihn fragte, ob zwei zueinander bewegten Objekten sich an zwei verschiedenen Orten und zu zwei verschiedenen Zeiten treffen können, je nachdem ob man zwei verschiedene Länge für dasselbe Objekt als richtig voraussetzt, ging er nicht direkt auf die Frage ein und antwortete typischerweise mit einem Beispiel... mit 3 Objekten...

Siehe
hier.
Viele Grüße
Jocelyne Lopez