Relativität der Gleichzeitigkeit

Hier wird die Relativitätstheorie Einsteins kritisiert oder verteidigt

Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Ernst » So 7. Mär 2010, 20:39

Jocelyne Lopez hat geschrieben: Wenn man gerade einen (künstlichen) Augenblick auswählt, wo die Lok keine Abstandsänderung zu mir hatte, dann hatte sie auch gerade zu diesem (künstlichen) Augenblick keine Relativgeschwindigkeit zu mir, logisch. Ansonsten hat die Lok fortlaufend Abstandsänderungen zur mir (sie entfernt sich ja von mir mit 100 km/h) und folglich auch dabei eine Relativgeschwindigkeit.

Bitte, bitte. es ist zigmal hingeschrieben. Verinnerliche es doch mal. Abstandsänderung und Relativgeschwindigkeit sind zwei Paar Schuhe. Du hast zum Erdboden v=0, die Lok v=100km/h. Differenz 100km/h. Also hat doch die Lok im Vergleich zu Dir 100km/h.
Daß Ljudmil das anders sieht, möge Dich nicht vom eigenen Überdenken abhalten.

Gruß
Ernst
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Jocelyne Lopez » So 7. Mär 2010, 20:51

Ernst hat geschrieben:
scharo hat geschrieben:Schon wieder das Bezugssystem unterschlagen? In dem richtigen BS entspricht der Relativgeschwindigkeit.


Du kannst die Bewegung zweier Objekte aus der Sicht eines der beiden Objekte oder aus tausend anderen Bezugssystemen betrachten.


Nein, das kann man nicht. Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten. Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten, nie zwischen 3 oder mehreren Objekten, immer nur paarweise. Deshalb mahnt scharo zu Recht, dass man unbedingt die beiden gerade untersuchten BS explizit nennen muß und deshalb moniert er, wenn man ein 3. BS einführt.

Viele Grüße
Jocelyne Lopez
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Jocelyne Lopez » So 7. Mär 2010, 21:08

Ernst hat geschrieben:

Abstandsänderung und Relativgeschwindigkeit sind zwei Paar Schuhe. Du hast zum Erdboden v=0, die Lok v=100km/h. Differenz 100km/h. Also hat doch die Lok im Vergleich zu Dir 100km/h.


Sicher, ich habe ja auch geschrieben:

Ansonsten hat die Lok fortlaufend Abstandsänderungen zur mir (sie entfernt sich ja von mir mit 100 km/h) und folglich auch dabei eine Relativgeschwindigkeit.


Die Lok hat ja in Deinem Beispiel fortlaufend Abstandsänderungen zu mir, also auch eine Relativgeschwindigkeit (von 100 km/h). Wo ist Dein Problem? Das habe ich doch auch geschrieben. :|

Der einzige Fall, wo die Lok keine Abstandsänderungen zu mir hätte, wäre, wenn die Lok auch stehen würde. Dann würden wir zueinander ruhen und die Relativgeschwindigkeit 0 haben. Wo ist Dein Problem?

Abstandsänderung und Relativgeschwindigkeit stehen in strenger mathematischer und physikalischer Relation, das ist doch klar.

Viele Grüße
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Ernst » So 7. Mär 2010, 21:36

Jocelyne Lopez hat geschrieben: Die Lok hat ja in Deinem Beispiel fortlaufend Abstandsänderungen zu mir, also auch eine Relativgeschwindigkeit (von 100 km/h). Wo ist Dein Problem?

Mein Problem ist, daß ich entweder das Beispiel nicht anschaulich beschrieben habe oder du es nicht nachvollzogen hast. Daher nocheinmal. Diesmal eine rechtwinklige Straßenkreuzung. Du stehst 30m von der Kreuzung entfernt in der einen Straße und siehst, wie ein Auto auf der anderen Straße die Kreuzung überquert. In dem Augenblick, wo Du es siehst, ist doch die Abstandsänderung des Autos in Bezug auf Dich Null. Verständlich? Aber es fährt mit 50km/h auf der Erde. Und Du stehst auf der Erde. Also ist doch eure Relativgeschwindigkeit im Betrag 50km/h.

Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten. Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten,

Zuerst das richtige: Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten
Und nun das unrichtige: Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten.

Relativgeschwindigkeit ist eine objektive (vom Bezugssystem unabhängige) physikalische Größe. Unveränderlich; gleich, aus welchem Bezugssystem Du das betrachtest. Wenn Du allein aus der Beobachtung deren Änderung erzielen willst, dann mußt Du sowas wie die SRT erfinden, die auch allein durch die Beobachtung (Wahl des Bezugssystems) Dinge verkürzen und Uhren ausbremsen will.

Gruß
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Hannes » So 7. Mär 2010, 21:40

Hallo Ernst !

    "Abstandsänderung und Relativgeschwindigkeit sind zwei Paar Schuhe. Du hast zum Erdboden v=0, die Lok v=100km/h. Differenz 100km/h. Also hat doch die Lok im Vergleich zu Dir 100km/h."

Ich war bis jetzt der Meinung, du seiest ein gut geschulter Fachmann.Leider.
Du solltest dir so einen katastrophalen Schnitzer nicht leisten.

Hannes
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon d@k » So 7. Mär 2010, 22:07

@Ernst
Da wir uns einig sind, dass Satelliten mit SRT nichts zu tun haben, erübrigt sich die Disskusion.
Für die Disskusion über die Relativgeschwindigkeit kann ein anderes Thema aufgemacht werden, aber wenn ich es jetzt in den Bücher richtig sehe, ist sie als die Ableitung eines Abstandvektors definiert.

Gruß d@k
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Jocelyne Lopez » Mo 8. Mär 2010, 09:19

Ernst hat geschrieben:
Jocelyne Lopez hat geschrieben:
Die Lok hat ja in Deinem Beispiel fortlaufend Abstandsänderungen zu mir, also auch eine Relativgeschwindigkeit (von 100 km/h). Wo ist Dein Problem?

Mein Problem ist, daß ich entweder das Beispiel nicht anschaulich beschrieben habe oder du es nicht nachvollzogen hast. Daher nocheinmal. Diesmal eine rechtwinklige Straßenkreuzung. Du stehst 30m von der Kreuzung entfernt in der einen Straße und siehst, wie ein Auto auf der anderen Straße die Kreuzung überquert. In dem Augenblick, wo Du es siehst, ist doch die Abstandsänderung des Autos in Bezug auf Dich Null. Verständlich? Aber es fährt mit 50km/h auf der Erde. Und Du stehst auf der Erde. Also ist doch eure Relativgeschwindigkeit im Betrag 50km/h.


Dieses Beispiel stellt m.E. genau die gleiche Konstellation dar wie vorher mit der Lokomotive. Und ich habe nichts Anderes zu antworten, als ich bei dem Fall der Lok geantwortet habe: Wenn das Auto 50 km/h auf der Erde fährt und ich stehe auf der Erde, dann existiert fortlaufend eine Abstandsänderung und folglich eine Relativbewegung zwischen uns (in diesem Fall 50 km/h). Ich habe ja gar kein Problem damit. Ich sehe nur weiterhin, im Gegensatz zu Deiner Aussage, dass Abstandsänderung und Relativgeschwindigkeit sehr wohl miteinander was zu tun haben und stets in einer strengen mathematischen und physikalischer Abhängigkeit stehen.


Ernst hat geschrieben:
Jocelyne Lopez hat geschrieben:
Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten. Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten,

Zuerst das richtige: Eine Relativgeschwindigkeit existiert prinzipiell nur zwischen zwei Objekten
Und nun das unrichtige: Die Relativbewegung zweier Objekte kann man immer nur jeweils aus der Sicht eines der beiden Objekte betrachten.


Was Du hier als "unrichtig" bezeichnest ist aus meiner Sicht nicht unrichtig, sondern nur unpräzis. Nur ein der beiden Objekte kann die Relativgeschwindigkeit betrachten, keine Dritte, jedoch sollte es heißen:

Die Relativbewegung zwischen zwei Objekten kann man immer nur aus der Sicht des jenigen Objektes in dieser zweier Beziehung betrachten, das in der Lage ist, überhaupt eine Betrachtung einzustellen, sprich einzig und allein aus der Sicht des Beobachters. Nur ein Beobachter (Mensch, Instrument) kann eine Beobachtung bzw. eine Messung durchführen, sonst existiert keine konkrete Messung: Existiert kein Beobachter in einer zweier Beziehung, dann ist die Bestimmung der Relativgeschwindigkeit zwischen den Objekten nicht möglich. Vor diesem Hintergrund ist es falsch zu behaupten, dass bei der Messung der Relativbewegung zwischen zwei zueinander bewegten Objekten das Bezugssystem frei wählbar sei: Konkret ist nur ein einziges der zwei zueinander bewegten Objekte wählbar, das ist immer der Beobachter zwischen den beiden - und natürlich nie ein 3. Beobachter, wie die Relativisten pflegen so unauffällig wie möglich einzuführen... :?
Siehe zum Beispiel mein Blog-Eintrag Über Erdlinge und Sonnlinge

Zitat Jocelyne Lopez:

Der Begriff „Bezugssystem“ sorgt nämlich meiner Meinung nach in der Relativitätstheorie für viele Verwirrungen und Irreführungen. Zum Beispiel „Bezugssystem Sonne“ oder „Bezugssystem Myon“ oder „Bezugssystem Asteroid“ oder „Bezugssystem Lichtstrahl“ ist völliger Unsinn! Weder auf der Sonne, noch auf einem Asteroiden, noch auf einem Myon, noch auf einem Lichtstrahl kann ein Beobachter mit Messinstrumenten sitzen.
Dabei ist es mit Hausverstand ganz einfach zu verstehen:

Es gibt nur ein einziges Bezugsobjekt bei einer Beobachtung bzw. einer Messung: Das ist der Beobachter.

Es gibt logisch zwingend kein anderes “Bezugssystem” bei einer Messung als der Beobachter, weil er ja die Messinstrumente trägt und abliest. Ohne Beobachter, keine Messung. Man kann also prinzipiell für den Beobachter getrost auf den Begriff „Bezugsystem“ verzichten, das ist nur Sprachballast, und zum besseren Verständnis immer nur den Begriff „Beobachter“ dafür benutzen, das ist viel praktischer, einfacher und anschaulicher – und auf jeden Fall hilfreich für das Verständnis und die Kommunikation, vor allem mit Physiklaien.


Die Sonne, ein Asteroid oder ein Myon können nicht die Welt "aus ihrer Sicht" sehen und messen... Wir wollen nicht in der modernen Physik des Animismus frönen, wo alle Objekte Geist und Seele haben, oder? ;)


Ernst hat geschrieben:
Relativgeschwindigkeit ist eine objektive (vom Bezugssystem unabhängige) physikalische Größe. Unveränderlich; gleich, aus welchem Bezugssystem Du das betrachtest. Wenn Du allein aus der Beobachtung deren Änderung erzielen willst, dann mußt Du sowas wie die SRT erfinden, die auch allein durch die Beobachtung (Wahl des Bezugssystems) Dinge verkürzen und Uhren ausbremsen will.

Wenn man mit Relativisten eine Relativbewegung zwischen zwei Objekten untersucht und wenn man sie dabei mit unbequemen Fragen konfrontiert, wechseln sich schnell den Beobachter bzw. führen sie schnell ein 3. Objekt ein, sprich sie untersuchen dann eine ganz andere Konstellation und eine ganz andere Relativgeschwindigkeit. So zum Beispiel auch Dr. Markus Pössel in einer Korrespondenz über die Realität der Längenkontraktion: Als ich ihn fragte, ob zwei zueinander bewegten Objekten sich an zwei verschiedenen Orten und zu zwei verschiedenen Zeiten treffen können, je nachdem ob man zwei verschiedene Länge für dasselbe Objekt als richtig voraussetzt, ging er nicht direkt auf die Frage ein und antwortete typischerweise mit einem Beispiel... mit 3 Objekten... :? Siehe hier.

Viele Grüße
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Ernst » Mo 8. Mär 2010, 12:17

Jocelyne Lopez hat geschrieben: Dieses Beispiel stellt m.E. genau die gleiche Konstellation dar wie vorher mit der Lokomotive. Und ich habe nichts Anderes zu antworten, als ich bei dem Fall der Lok geantwortet habe: Wenn das Auto 50 km/h auf der Erde fährt und ich stehe auf der Erde, dann existiert fortlaufend eine Abstandsänderung und folglich eine Relativbewegung zwischen uns (in diesem Fall 50 km/h). Ich habe ja gar kein Problem damit

Ich geb´s auf :(

Gruß
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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Ernst » Mo 8. Mär 2010, 12:40

Hallo d@k
d@k hat geschrieben:Da wir uns einig sind, dass Satelliten mit SRT nichts zu tun haben, erübrigt sich die Disskusion.

Du hast ja recht. Vorrangig ist ja, daß man in der Mechanik bestimmte Situationen richtig berechnet. Definitionen sind da zweitrangig.
Und so mag hier jeder die Relativgeschwindigkeiten anders definieren, wenn er sie denn richtig anwendet.
Und die Anwendung in der SRT ist ohnehin fadenscheinig.

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Re: Relativität der Gleichzeitigkeit

Beitragvon Hannes » Mo 8. Mär 2010, 12:45

Hallo Jocelyne !

    Jocelyne Lopez hat geschrieben:
    Dieses Beispiel stellt m.E. genau die gleiche Konstellation dar wie vorher mit der Lokomotive. Und ich habe nichts Anderes zu antworten, als ich bei dem Fall der Lok geantwortet habe: Wenn das Auto 50 km/h auf der Erde fährt und ich stehe auf der Erde, dann existiert fortlaufend eine Abstandsänderung und folglich eine Relativbewegung zwischen uns (in diesem Fall 50 km/h). Ich habe ja gar kein Problem damit

Ja und dann kommt es noch auf die Richtung an ! Die Abstandsänderung kommt in voller Höhe nur bei Richtung zum zweiten Objekt zum Tragen !
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