mmgarbsen hat geschrieben:Sir Isaac Newton sah keine "Kräfte". Er sah Bewegungen oder Bewegungsänderungen und nahm an, daß hinter der Bewegung jeweils eine Kraft wirkte. Und diese Annahme hat sich bis heute gehalten, sie ist sogar noch intensiviert worden.
Danke. Diese Darstellung ist vielleicht besser verständlich als meine. Ich meinte "sehen" in der Tat in übertragenem Sinne. Im normalen Sinne sichtbar sind nur die Wirkungen (Bewegungsänderung) und nicht die Ursachen.
Allerdings finde ich die Formulierung "nahm dahinter Kräfte an" etwas schwach. Ich würde durchaus sagen: Newton schloss auf Kräfte, d.h. auf immaterielle Ursachen, deren Größe proportional zur Wirkung ist.
mmgarbsen hat geschrieben:Er nahm weiterhin an, daß die angenommenen Kräfte aus der Masse der Materie resultieren.
Das trifft nicht zu. Er stellte zwar fest, dass die (scheinbaren) Anziehungskräfte, die zwischen Materie und Materie wirken, proportional zu beiden Massen (im Sinne von Materiemengen) sind, erklärte aber ausdrücklich:
Newton hat geschrieben:Es ist tatsächlich unbegreiflich, wie unbeseelte, unvernünftige Materie ohne die Vermittlung von irgend etwas anderem, welches nicht materiell ist, auf andere Materie wirken und auf dieselbe ohne gegenseitige Berührung wirken könne, wie es geschehen müßte, wenn die Gravitation der Materie wesentlich und inhärent und anerschaffen sein sollte, so daß ein Körper auf einen anderen wirken könnte, auf die Entfernung hin, durch den leeren Raum, ohne Vermittlung von irgend etwas, durch welches ihre Aktion und ihre Kraft von einem zum anderen geleitet werden könnte. Das ist nach meinem Dafürhalten eine so große Absurdität, daß ich glaube, daß kein Mensch, welcher in philosophischen Dingen eine genügende Denkfähigkeit hat, jemals darauf verfallen kann.
mmgarbsen hat geschrieben:Diese Konstellation paßt jedoch nur mit Einschränkungen in unser Planetensystem. Im atomaren Bereich und auch im Kosmos der Galaxien versagt sie völlig.
Das könnte daran liegen, dass das, was uns heute als Newton verkauft wird, kein Newton ist. F = ma ist nicht das zweite Newtonsche Gesetz. F = ma setzt Ursache und Wirkung gleich. Insbesondere impliziert diese Gleichsetzung von Ursache und Wirkung eine Gleichzeitigkeit, d.h. instantane Wirkungen (sowie auch eine Maßgleichheit). Newton aber setzt Ursache und Wirkung gar nicht gleich. Bei Newton bewirken Ursachen proportionale diskrete Wirkungen, nämlich diskrete Impulsänderungen.
Was versagt, ist in Wahrheit nicht Newtonsche Mechanik. Das wäre ggf. erst zu zeigen. Was versagt, ist die Mechanik von Leibniz et. al, der die Absurdität des Leibnizschen Axioms causa aequat effectum zugrundeliegt. Mehr dazu findet sich auf der Site von Ed Dellian neutonus-reformatus.de.
Gruß
Faber