Lagrange hat geschrieben:
Ob es eine Lichtablenkung gibt oder nicht, wissen wir nicht. Um das festzustellen, müssten wir Sonnenatmosphäre entfernen. Das können wir aber nicht. Übrigens, viele haben Lichtablenkung vor Einstein berechnet (z.B. Soldner, Cavendish usw.).
Es stimmt, dass die Berechnung der Lichtablenkung durch massive Objekte vor Einstein bereits von mehreren Wissenschaftlern, darunter Johann Georg von Soldner und Henry Cavendish, durchgeführt wurde. Diese frühen Berechnungen basierten auf den Vorstellungen der klassischen Newtonschen Gravitation. Sie setzten dabei voraus, dass Licht, ähnlich wie materielle Objekte, durch die Schwerkraft eines massiven Objekts abgelenkt wird. Allerdings ergaben diese Berechnungen nur die halbe Ablenkung, die später durch die allgemeine Relativitätstheorie vorhergesagt wurde.
Klassische Berechnung von Soldner und anderen
In der klassischen Physik wird angenommen, dass Licht, obwohl es keine Masse besitzt, von Gravitationsfeldern beeinflusst wird. Soldner berechnete 1801, dass Lichtstrahlen in der Nähe eines massiven Objekts wie der Sonne eine bestimmte Ablenkung erfahren. Die von Soldner und Cavendish berechnete Ablenkung betrug jedoch nur etwa 0,87 Bogensekunden für einen Lichtstrahl, der in der Nähe der Sonne vorbeifliegt.
Unterschied zu Einsteins Vorhersage
Einstein berücksichtigte in der allgemeinen Relativitätstheorie nicht nur die Ablenkung aufgrund der klassischen Gravitation, sondern auch die Krümmung der Raumzeit. Diese zusätzliche Krümmung führt dazu, dass die von Einstein vorhergesagte Ablenkung für Lichtstrahlen, die die Sonne passieren, etwa 1,75 Bogensekunden beträgt, also doppelt so groß wie die Ablenkung nach der klassischen Physik.
Experimentelle Bestätigung der Lichtablenkung
Das erste große Experiment, das die von Einstein vorhergesagte Ablenkung des Lichts überprüfte, war die Sonnenfinsternis von 1919, bei der die Lichtstrahlen von Sternen, die knapp am Rand der Sonne vorbeiliefen, gemessen wurden. Die Beobachtungen ergaben eine Lichtablenkung, die mit Einsteins Vorhersagen übereinstimmte, was als starker Beweis für die allgemeine Relativitätstheorie gewertet wurde.
Problem der Sonnenatmosphäre
Du hast recht, dass die Sonnenkorona (die heiße Atmosphäre der Sonne) eine Herausforderung bei der Beobachtung der Lichtablenkung darstellt. Während Sonnenfinsternissen sieht man das Licht von Sternen nahe der Sonne durch die Korona hindurch, und diese Atmosphäre könnte das Licht potenziell beeinflussen. Daher bleibt es eine berechtigte Frage, inwieweit die gemessene Ablenkung ausschließlich durch die Raumkrümmung verursacht wird oder ob atmosphärische Effekte der Sonne eine Rolle spielen.
Fazit
Obwohl Soldner, Cavendish und andere die Lichtablenkung vor Einstein berechnet haben, basierten ihre Vorhersagen auf der klassischen Physik und sagten eine halb so große Ablenkung voraus wie die, die durch die allgemeine Relativitätstheorie vorhergesagt wurde. Das Experiment von 1919 stützte jedoch Einsteins Theorie und die doppelte Ablenkung, obwohl es immer noch Herausforderungen bei der genauen Beobachtung gibt, wie die Effekte der Sonnenatmosphäre.