realitätsphysik hat geschrieben:
Ich bin sicher, dass die Verirrungen der heutigen Wissenschaft eng mit heutiger "Normalität" und "Üblichkeit" zusammenhängen.
Wenn man jedenfalls mit einem Experiment "Gewissheit", und nicht Erfahrung oder Erkenntnis erzeugen will, dann ist man Dogmatiker, aber ganz sicher kein Forscher. Experimente zum "sicheren Beweis" jeglicher Theorie sind heutzutage vielleicht heroisch, ähnlich wie das Spiel der Kapelle auf der sinkenden Titanic, aber tiefere Relevanz haben sie nicht. Ein gutes Experiment eröffnet neue Handlungs- und Deutungsspielräume.
Genau das tut das Haefele/Keating-Experiment bis heute nicht, egal wieviel oder wenig daran manipuliert wurde.
Ich sehe das Hafele/Keating Experiment vom Prinzip her eigentlich so, dass man damit das Verhalten von Atomuhren unter bestimmten, bekannten Bedingungen testen und damit Erfahrungswerte für den Einsatz von Atomuhren in der Praxis gewinnen kann.
Schon zur Zeit von Hafele/Keating Experiment war nämlich bekannt, dass Atomuhren zum Beispiel extrem empfindlich sind, wenn sie Bewegungen ausgesetzt werden, das ist ein wesentlicher Nachteil dieser Bauart: sie sind zwar sehr präzis, aber nur, wenn man sie nicht bewegt, sonst verstellen sie sich leicht. Ich habe mir von einem Experimentalphysiker erzählen lassen, der mit Atomuhren arbeitet, dass man gleich beim Konzept des Versuchsaufbaus vermeiden soll, dass die Atomuhren bewegt werden, sie können sich nämlich auch desynchronisieren, wenn man sie ganz vorsichtig und langsam bewegt.
Vor diesem Hintergrund ist es meiner Meinung nach abenteuerlich, Atomuhren in einem Experiment einzusetzen, das ausgerechnet so aufgebaut ist, dass die Uhren Bewegungen, Beschleunigungen, Richtungsänderungen und Vibrationen ausgesetzt sind, und zwar ausgerechnet für den Nachweis von Werten, die in unserer Alltagsdimension wegen ihrer Geringfügigkeit nicht nachzuweisen sind. Nicht von ungefähr bedient man sich Gedankenexperimenten für die Berechnung der relativistischen Effekte, die mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegten Fantasieobjekten einsetzen (die beliebten Raumschiffe).
Diese Methodologiefehler bei Hafele/Keating Experiment wurde von mehreren Kritikern moniert, insbesondere auch von dem Erfinder der Atomuhren, Louis Essen, der darüber entsetzt war, was man mit seinen Uhren alles beweisen und verkaufen wollte...
Viele grüße
Jocelyne Lopez