Ernst hat geschrieben:Trigemina hat geschrieben: Bedauernswert, dass durch solche Äusserungen das alte Vourteil aufbricht, wonach die Kritiker die SRT nicht verstehen. Ich dachte du hättest sie einigermassen begriffen – zustimmen brauchst du ihr deswegen noch lange nicht.
Die SRT zu verstehen, ist nicht so sehr schwierig. Man kommt dabei weitgehend mit elementarer Mathematik zurecht. Und die Phänomene RdG, LK und ZD sind einfach die mathematischen Folgerungen von c=konst. Mehr ist da eigentlich nicht.
Darum geht es nicht, sondern um die Interpretation der damit in der Mechanik erzielten Meßergebnisse. Du materialisierst die Meßergebnisse bezüglich der LK und ich meine, die Meßergebnisse beinhalten gleichsam einen systematischen Meßfehler, der mittels LT bereinigt werden muß, um den physischen Wert zu ermitteln.
Das hat ja nichts mit Verstehen der SRT zu tun, sondern mit ihrer Interpretation. Und ich denke, daß AE sich in seiner Interpretation da auch nicht so festgelegt hat.
Hier spricht Ernst m.E. das Kern des Problems an, indem er hervorhebt, dass die SRT nicht eine Frage des Verstehens ist, sondern
eine Frage der Interpretationen: Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Auslegungen und das Verständnis der Autoren hängt von der Variante ab, die sie persönlich als richtig ansehen.
Wie gesagt haben z.B. allein zwei Kritiker ca. 30 Autoren der Relativistik dokumentiert, die verschiedenen Interpretationen der Längenkontraktion vertreten, siehe:
Anfrage von Peter Ripota an Dr. Markus Pösselund
Gertrud Walton: On the nature of relativistic effectsGertrud Walton listet 8 verschiedene Vorstellungen der Natur der Längenkontraktion unter Relativisten auf:
1. true but not really true (guess who)
2. real
3. not real
4. apparent
5. the result of the relativity of simultaneity
6. determined by measurement
7. a perspective effect
8. mathematical.
Peter Ripota listet 10 verschiedene Auffassungen auf:
(1) Die Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ist real, kann aber nicht gemessen werden.
(2) Die Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ist fiktiv, kann aber unter Umständen gemessen werden.
(3) Die Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion kann niemals gemessen werden, weil uns eine gütige Natur davor bewahrt, Einstein zu widerlegen.
(4) Die Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion geschieht um den Faktor “gamma” (= Wurzel aus 1 – (v/c)²).
(5) Der Faktor der Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ist größer als gamma.
(6) Der Faktor der Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ist kleiner als gamma.
(7) Der Faktor der Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ist gleich 1.
(8) Der Faktor der Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ist mal kleiner, mal größer, mal gleich, mal überhaupt nicht gleich gamma. Es hängt vom Standpunkt ab.
(9) Ein Experiment stellte fest: Es gibt keine Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion.
(10) Eine Neu-Interpretation des gleichen Experiments stellte fest: Es gibt sehr wohl eine Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion, vorausgesetzt, die Atome des Maßstabs verbiegen sich elliptisch.
Es geht also nicht darum, dass man die SRT „
versteht“ oder „
nicht versteht“, sondern lediglich darum, dass man sich einer Interpretation anschließt, wobei Albert Einstein selbst auch unentschlossen und schwankend war. Je nach Interpretation werden widersprüchliche Argumente aus dem Lager der Relativisten gebracht. Diese Umstände hat auch G.O. Mueller treffend beschrieben:
Zitat G.O. Mueller:
Die Paradoxa – insbesondere das Uhren- oder Zwillingsparadoxon – erweisen sich nur als die Zuspitzung der behaupteten kinematischen Effekte der Längenkontraktion und der Zeitdilatation.
Wendet man sich diesen beiden grundlegenden Effekten zu, so stößt man auf eine Frage, die man bei einer angeblich bestätigten und allgemein akzeptierten Theorie nicht mehr vermuten würde: nämlich ob die behaupteten Effekte wirklich seien oder nur Scheineffekte.
Die Sachlage wird noch bunter dadurch, daß in dieser Frage eine groteske Uneinigkeit der Relativistik-Autoren festzustellen ist, so daß man zweckmäßigerweise besser von zwei Theorien sprechen sollte, von einer Theorie mit Scheineffekten und einer Theorie mit Realeffekten.
Man darf allerdings nicht erwarten, daß die Autoren sich nach reiflicher Überlegung eine begründete Auffassung gebildet, jeder seine Entscheidung in dieser Frage getroffen und sich auf eine der beiden Seiten geschlagen hat. Vielmehr wechseln manche Autoren ihre Entscheidung von einer Darstellung zur nächsten, ohne ein Wort darüber zu verlieren, und viele schwanken in demselben Buch zwischen beiden Positionen hin und her, wie es ihnen gerade gelegen erscheint.
Diese Beschreibung passt zum Beispiel sehr gut auf das Verhalten von Trigemina, die abwechselnd eine Vorstellung mit realen Effekten und scheinbaren Effekten vertritt, offensichtlich ohne selbst dessen bewußt zu werden:
- Einerseits sagt sie aus, dass die bewegten Objekte keine materielle Verkürzung ihrer Ruhelängen erfahren und dass die LT nur dafür gut ist, auf die einmalige und unveränderbare Ruhelänge eines Objekts zu schließen - falls man sie nicht vorher kennt, weil man sie direkt gemessen hat.
- Anderseits stellt sie sich vor, dass die Prozesse in der Natur real anders laufen je nach gemessenen Längen im bewegten Systemen und je nach Ergebnissen der LT: Der Zug fällt in einem Bezugssystem und nicht in dem anderen Bezugssystem. Sie glaubt offensichtlich daran, dass diese Ereignisse in der Natur bei den entsprechenden Geschwindigkeiten real stattfinden.
Trigemina ist ein typisches Beispiel dafür, wie Relativisten zwischen beiden Positionen hin und her schwanken können, wie das ihnen gerade gelegen erscheint und offenbar ohne sich dem gravierenden Widerspruch bewußt zu sein.
Und gelegen ist es allemal für Relativisten immer, dass man zwei Positionen abwechselnd vertritt und immer missverständlich offen hält. Die Durchsetzung einer der beiden Positionen, egal welche, wäre nämlich für SRT fatal: Sind die Effekte real fehlt eine physikalische Kausalität für die einseitigen Ereignisse in einem bevorzugten Bezugssystem (die Äthertheorie von Lorentz ist ja nicht die SRT...) und das Relativitätsprinzip ist verletzt. Sind die Effekte scheinbar, sind sie in der Physik völlig irrelevant, da sie sich in der Natur nicht realisieren. Die Relativisten sind hoffnungslos in der Klemme und haben deswegen ein großes Interesse, die Längenkontraktion abwechselnd als real und als scheinbar zu vertreten und keine der Interpretationen unmissverständlich zu klären und durchzusetzen.
Viele Grüße
Jocelyne Lopez