Das RP postuliert Identität von Ruhe und gleichförmiger Bewegung in allen Bezugssystemen.
Bezugssysteme sind aufgrund dieser Identität hinsichtlich ihres Bewegungszustandes gleichberechtigt und gleichwertig.
Aus diesem Grund lässt sich aus Prinzip nicht sagen, welches System bewegt sei, und welches ruht.
Diese Tatsache ist gleichbedeutend damit, dass die Frage, in welchen Bezugssystemen, sich die relativistischen Effekte eigentlich zutragen, nicht zu beantworten ist (diese Randbedingung gilt prinzipiell für alle im Kontext der SRT betrachteten Systeme: ob Zwillinge, Planeten, Bahndämme oder Myonen).
Wäre diese Frage entscheidbar, so stünde die Gültigkeit des Relativitätsprinzips selbst infrage, denn dann würde die Messung des relativistisch bedingten Unterschieds ausreichen, um die Frage des Bewegungszustandes eindeutig zu entscheiden...
Die Analogie zur Seiten-Zuweisung ("rechts-links") ist evident: jeder Beobachter darf sowohl seine eigene Seiten-Zuweisung für gültig, als auch seinen eigenen Bewegungszustand als ruhend erklären. Keine individuelle Zuordnung darf vor der anderen bevorzugt werden. Die Systeme sind also hinsichtlich ihrer Orientierung und hinsichtlich ihres Bewegungszustandes nicht voneinander zu unterscheiden.
- Abb. 1
Diese Analogie entspricht dem RP, denn die Perspektiven von S1 und S2 sind gleichwertig in seinem Sinne - kein Bezugssystem darf vor dem jeweils anderen bevorzugt werden.
Trotzdem: es wird in der SRT gegen die Muster-Symmetrie des RP verstoßen, und zwar indem behauptet wird, mit den Zuständen "ruhend" und "bewegt" stünden unterschiedliche Eigenschaften der Wirklichkeit in Verbindung.
Laut der SRT ist es nämlich wesentlich, welches System als ruhend und welches als bewegt betrachtet wird (Ruhe und gleichförmige Bewegung unterscheiden sich in ihren Eigenschaften). Damit widerspricht die SRT der vom Relativitätsprinzip postulierten symmetrischen Identität - IMG_6108.PNG (17.04 KiB) 6038-mal betrachtet
Zusammenfassend:
Solange es sich um die Unterschiede in der Seiten-Zuordnung zwischen den Systemen handelt, solange erweisen sich diese als irrelevant, denn laut RP weist das Universum nach allen Seiten hin dieselben physikalischen Eigenschaften auf (Isotropie).
Solange es sich um unterschiedliche Bewegungszustände zwischen den Systemen handelt, solange erweisen sich diese als irrelevant, denn laut RP sind physikalische Eigenschaften von Ruhe und gleichförmiger Bewegung voneinander nicht zu unterscheiden.
Sobald es sich aber um die von der SRT prognostizierten Unterschiede zwischen den Eigenschaften der relativ bewegten und der relativ ruhenden Systemen handelt, sind diese im Hinblick auf die Gültigkeit des Relativitätsprinzips wesentlich, denn die SRT postuliert hier einen Wirklichkeit tangierenden Unterschied: die SRT verlangt, dass die Ereignisse A und B, welche in S gleichzeitig sind, und welche durch ihre Gleichzeitigkeit in S bestimmte Wirkung erzeugen, aufgrund ihrer Ungleichzeitigkeit in S' nicht in der Lage sind, dieselbe Wirkung in S' zu induzieren, wodurch sich die Eigenschaften der Wirklichkeit in ruhendem S von den Eigenschaften derselben in bewegtem S' unterscheiden.
Unterschiedliche Eigenschaften von S und S' sind mit dem RP, welches ihre
Identität postuliert, nicht zu vereinbaren.
Das Relativitätsprinzip verlangt
die Identität von Ruhe und gleichförmiger Bewegung, dieses verlangt keine Identität der Perspektiven auf
unterschiedliche Eigenschaften von Ruhe und gleichförmiger Bewegung.
...Einstein setzt der SRT die Gültigkeit des RP bedingungslos voraus...