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Das `ruhende' System S zeigt sechs Zwillingspaare A und B, C und D, usf.. Jeweils einer, beide oder der andere Zwilling eines jeden der Paare geht auf Reisen und kehrt zurück. Die Szene stoppt, wenn die Zwillinge sich wiedertreffen. In S treffen sich alle Zwillinge zu ein und demselben Zeitpunkt t wieder, da der Betrag ihrer Relativgeschwindigkeit (Schnelligkeit) zueinander jeweils v beträgt und die zurückgelegten Strecken gleich sind.
Das `ruhende' System S ist ein Inertialsystem, da die vier während der gesamten Zeit unbeschleunigten Zwillinge A, F, G und L in S ruhen. (Die anderen acht Zwillinge sind nur abschnittsweise unbeschleunigt. Es gibt kein Inertialsystem, in dem sie während der gesamten Dauer der Reise ruhen.)
Das `bewegte' System S' ist ebenfalls ein Inertialsystem, denn es ist gegenüber S unbeschleunigt. Die vier in S unbeschleunigten Zwillinge A, F, G und L sind auch in S' unbeschleunigt.
Im `ruhenden' System S ist die Reisezeit T für alle sechs Reisevorgänge gleich lang.
Im `bewegten' System S' dauern die sechs Reisen hingegen unterschiedlich lang. Die Reisedauer ist ortsabhängig. Je nach dem, wo sich der Mittelpunkt zwischen den beiden Zwillingen eines Zwillingspaars in S' befindet, dauert die Reise länger oder kürzer. (Beachte: Die Reisen sind in S' nur ausschnittsweise dargestellt.)
Zum Streit der Zwillinge
Das wahre gleiche Alter der beiden Zwillinge X und Y wird von einer Uhr korrekt angezeigt, die in S ruht. Auch ein Beobachter, der in S' ruht, stellt fest, dass beide Zwillinge während der Reise gleichermaßen gealtert sind. Er beurteilt lediglich den Wert des Alters anders (sowie auch den Startzeitpunkt der Reise).
Jeder Zwilling kann gemäß Newton mit mechanischen Mitteln feststellen, ob er beschleunigt ist oder nicht. Zwei Zwillinge müssen daher (auch gemäß SRT) einen Schiedsrichter bestellen, der in einem Inertialsystem am Ausgangspunkt der Reise verweilt und die Zeit misst (graue Punkte im Bild). Sollte einer der beiden Zwillinge in einem Inertialsystem am Ausgangspunkt der Reise verweilen, dann kann er die Rolle des Schiedsrichters übernehmen.
Ein jeder Schiedsrichter wird also immer sagen: Beide Zwillinge sind während der Reise um den gleichen Betrag gealtert.
Fazit: Es gibt kein `Zwillings-Paradoxon', da ist nichts paradox.
Zum Streit der Schiedsrichter
Mehrere Schiedsrichter in S bzw. S'(v) können nun streiten, welcher den korrekten Wert für die Zunahme des Alters beider Zwillinge ermittelt hat. Sie werden sich einigen, dass der Schiedsrichter in S die Eigenalterung gemessen hat, während Schiedsrichter in S' in Abhängigkeit von v verschiedene Alterungswerte ermitteln, die vom Wert der Eigenalterung abweichen.
Die Schiedsrichter diskutieren nun, ob die Zeitdilatation ein physikalischer Effekt (d.h. real) sei, oder ob es sich um einen mathematischen Effekt handele, der nur bei v = 0 verschwindet und den man lieber herausrechnen sollte. Sie kommen zu dem Schluss, dass es sich um einen mathematischen Effekt handelt, den man herausrechnen sollte. Diesen Schluss begründen sie wie folgt:
Betrachten wir die Zwillinge C und D im `ruhenden' Bezugssystem S (oben im Bild). Die Zwillinge besitzen je eine Uhr. Die Uhren sind zu Beginn der Reise synchronisiert. Am Ende der Reise können die Uhren nun entweder synchron sein, oder auch nicht. Aus Symmetriegründen müssen die Uhren aber synchron sein. (Bei der Reise des Zwillingpaars A und B handelt es sich hingegen nicht um einen symmetrischen Prozess im Sinne der SRT, da A in einem Inertialsystem ruht, B aber i.a. beschleunigt ist.)
Einer der Schiedsrichter spielt nun den Advocatus Diaboli und sagt: "Ja gut, stellt man aber die Zwillinge C und D im `bewegten' Bezugssystem S' dar, dann handelt es sich eben gerade nicht um einen symmetrischen Prozess." Dem erwidern die anderen Schiedsrichter: "Die Frage, ob der Prozess symmetrisch ist, lässt sich objektiv und eindeutig anhand der Beschleunigungen beantworten."
Die beiden Zwillinge C und D werden beim Uhrenvergleich feststellen, dass die Uhren synchron geblieben sind. Ein Schiedsrichter, der nun die Sache in S' darstellt und vergisst, sein Beobachtungsergebnis zurück nach S zu transformieren, ändert da gar nichts dran.
Fazit: Die Zeitdilatation ist kein physikalischer Effekt sondern im Gegenteil ein mathematischer Effekt, den ein Wissenschaftler als solchen erkennen kann und den er nicht mit der objektiven Wirklichkeit verwechseln muss.
Gruß
Faber