Rudi Knoth hat geschrieben:Frau Holle hat geschrieben:
... Die Aussage bezieht sich auf genau diese beiden Ereignisse "Start von der Erde" und Ankunft oder Passage von AC. Und der Unterschied gilt nicht nur "für alle Koordinatensysteme, die sich "gleichförmig translatorisch" gegenüber dem Ruhesystem von Erde-AC bewegen", sondern für wirklich alle, ganz egal wie sie sich bewegen. Ereignisse sind absolut, und daher sind es auch die bei diesen Ereignissen festgestellten Zeiten, wie sie von den beteiligten Uhren angezeigt werden.
Dass dies für alle Koordinatensysteme gilt, bezweifle ich. Zum Beispiel könnte man ja ein Ruhesystem für den "reisenden Zwilling" festlegen, in dem dieser währen der ganzen Reise "ruht". Dann sieht auf jeden Fall das Minkowski-Diagramm anders aus. Die "Weltlinie" des "reisenden Zwillings wäre dann eine Gerade, aber die des "ruhenden Zwillings" wäre "geknickt". Daher bleibe ich lieber bei "gleichförmig translatorischen" Koordinatensystemen. Möglicherweise liege ich da falsch.
Korrekt und Du liegst nicht falsch.
Joachim hat das aber mal schön vorgerechnet und auch das Minkowski-Diagramm aus Sicht des Reisenden gezeigt:
relativitätsprinzip.info » Joachim Schulz hat geschrieben:
Nachdem ich das Zwillingsparadoxon durchgerechnet habe, gebe ich auf dieser Seite ein einfaches Zahlenbeispiel. Sehr einfach werden die Formeln, wenn man annimmt, dass der Reisende mit 80% der Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist. Dann gilt:
γ =5/3 = 1,67
Nimmt man weiterhin an, dass der zu besuchende Planet nur zwei Lichtjahre entfernt ist, so kommt man auf folgendes Bild:
Aus der Sicht der ruhenden Erde braucht man mit 80% Lichtgeschwindigkeit 2,5 Jahre um 2 Lichtjahre zurückzulegen. Bei einem Gammafaktor von 5/3 bewirkt die Zeitdilatation, dass auf dem Raumschiff nur 1,5 Jahre vergehen. Die Besatzung altert also pro Reise um ein Jahr weniger als die Erdbewohner. Für Hin- und Rückreise macht das zwei Jahre. Die Ereignisse R und S auf der Erde geschehen 0,9 Jahre nach dem Start beziehungsweise vor der Landung auf der Erde.
Aus der Sicht des Reisenden ergibt sich folgendes Bild:
Während der Hin- und Rückreise erscheint die Entfernung von der Erde zum Planeten aufgrund der Längenkontraktion auf 1,2 Lichtjahre verkürzt. Die Reise dauert, wie oben geschrieben, 1,5 Jahre. Auf der (von der Rakete aus betrachtet) schnell bewegten Erde vergehen während des Fluges aufgrund der Zeitdilatation nur 0,9 Jahre. Die Rakete erreicht den Planet gleichzeitig mit dem Ereignis R auf der Erde.
Während des Abbremsens verzerrt sich jedoch die Weltsicht der Besatzung so, dass die Entfernung wieder 2 Lichtjahre beträgt und Ereignis P mit der Ankunft gleichzeitig ist. Durch die beiden Verzerrungen bei Landung und Start auf dem Planeten ergibt sich auch aus der Sicht des Reisenden, dass auf der Erde insgesamt 5,5 Jahre vergehen, während der Reisende nur 3,5 Jahre erlebt. Das Zwillingsparadoxon ist also lösbar: Der Reisende altert weniger.
Das am Ende bei dem Zusammentreffen der beiden Zwillinge der Reisende jünger ist, steht ja außerfrage, wurde nie bestritten, es geht um die Frage, ob die Uhren auf der Erde im Ruhesystem des Reisenden während des Fluges schneller laufen, als die ruhende Uhr in der Rakete. Und die Antwort entspricht nun mal der SRT, im Ruhesystem des Reisenden vergehen hier im Beispiel von Joachim 1,5 Jahre und die für ihn bewegte Uhr auf der Erde geht dilatiert, zählt also 1,5 γ⁻¹ Jahre = 0,9 Jahre.
Die Behauptung, die Uhren auf der Erde und Centauri, oder wo auch immer, würden als bewegte Uhren im Ruhesystem des Reisenden schneller laufen ist einfach falsch.
Rudi Knoth hat geschrieben:Frau Holle hat geschrieben:
Interessant ist dabei die Rolle der Beschleunigung. Bei vielen Erklärungen wird ihre Bedeutung in der Tat heruntergespielt. Man kann sich die Beschleunigung auch komplett weg denken wie Peter Kroll sagt und Josef Gaßner. Das vereinfacht die Sache natürlich. Aber wenn es um absolute Aussagen geht, dann ist die Beschleunigung entscheidend: ...
Was sind "viele Erklärungen"? Etwa Sabine Hossenfelder betrachtet in ihrem Video zu diesem Thema die Beschleunigung als Wesentlich. Auch Josef Gaßner meinte ja, dass man irgendwie einen Richtungswechsel brauche, um die Zwillinge wieder sich treffen zu lassen. Sicher kann man mit dem Trick der "kopierten Uhr" wirkliche Beschleunigungen ausschließen, aber der Richtungswechsel bleibt. Bei der Eigenzeit gibt es erstmal keinen Unterschied, ob beschleunigt oder nicht.
Könnte man sich ja mal genauer anschauen, bezeichnend finde ich den "Zeitsprung" durch die RdG, welcher sich bei der Beschleunigung ergibt, dass real und objektiv den Reisenden mehr Zeit vergeht, und er dennoch jünger als der nicht reisende Zwilling ist. Wir wissen, die Eigenzeit zwischen zwei Ereignissen, welche eine im System ruhende Uhr misst, ist minimal, in jedem anderen System wird mehr Zeit an Differenz gemessen, wenn es zum ersten bewegt ist. Da der Zwilling auf der Erde bei seiner Uhr bleibt, misst er zwischen Abflug und Rückkehr natürlich die minimalste Zeit zwischen diesen beiden Ereignissen, somit muss für den Reisenden eigentlich mehr Zeit vergehen. Und so ist es auch, nur "überspringt" er durch die RdG etwas Zeit, diese vergeht für den Zwilling auf der Erde jedoch und darum ist dieser dann älter, obwohl für ihn real weniger Zeit, konkret Eigenzeit vergangen ist.
Finde das noch immer interessant und hier und da noch etwas zum Entdecken. Der "Zeitsprung" ist aktuell, was mich interessiert.
Das ist der Weg ...