Gerhard Kemme hat geschrieben:
Man kann physikalische Dinge auch komplizierter machen als sie sind. Wenn sich etwas in seinem Medium bewegt, dann hat es bei gleichen Antriebsbedingungen auch seine für das Medium typische Geschwindigkeit:Setzt man eine Brieftaube von einem fahrenden Fahrzeug aus, dann hat sie kurz nach dem Start ihre Brieftaubengeschwindigkeit in Luft.
Feuert man einen auf eine bestimmte Geschwindigkeit eingestellten Übungstorpedo auf ein Hartziel ab, dann läuft dieser "Aal" mit seiner Geschwindigkeit in Wasser.
Betätigt man die Hupe seines fahrenden Automobils, so erreicht das Hupsignal einen etwas von der Straße entfernten Punkt mit Schallgeschwindigkeit.
Dies sind Alltagserfahrungen für die kaum ein Beobachter benötigt wird, da sie selbstverständlich sind wie ein nach unten fallender Turmspringer oder eine nasse Straße bei Regen.
Eine Geschwindigkeit braucht keinen Beobachter, um in der Natur zu existieren, aber ein Beobachter ist immer benötigt, wenn es darum geht, den Wert einer Geschwindigkeit zu bestimmen also eine Geschwindigkeit zu messen. Anders geht’s nicht, auch bei Alltagserfahrungen. (Das hat auch weiter oben der Teilnehmer Faber für eine Länge sehr schön erklärt, siehe hier).
Und es gibt auch eine ganze Menge andere Alltagserfahrungen, die Ihre aufgelisteten Alltagserfahrungen wiedersprechen und einen Einfluß der Geschwindigkeit der Quelle/Verursacher auf die Geschwindigkeit eines Objekts nachweisen, und zwar alle Berechnungen der Disziplin „Ballistik“, die sich seit Jahrzehnten in der Empirie glänzend bestätigen.
Wie gesagt, die Vorstellung der Unabhängigkeit oder der Abhängigkeit der LG von der Geschwindigkeit der Quelle hängt davon ab, was für eine Vorstellung man von der Natur des Lichts hat:
- - Stellt man sich das Licht als eine immaterielle (sprich masselose) Welle vor – die also von der Quelle nicht „geschoben“ werden kann – dann ist die LG unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle. Zu dieser Vorstellung ist jedoch die Existenz eines Trägermediums notwendig.
- Stellt man sich dagegen das Licht als Teilchen (sprich massenbehaftete) vor – die von der Quelle zum Zeitpunkt der Emission „geschoben“ werden – dann ist die LG abhängig von der Geschwindigkeit der Quelle/Verursacher. Zu dieser Vorstellung gehören die Emissionstheorien.
- Einerseits benötigte er kein Medium, um die Ausbreitung des Lichts zu erklären: seine "Photonen" mussten also zwangsläufig von der Quelle „geschoben“ worden sein (= Emissionstheorie), wie könnten sie sich sonst in einem leeren Raum bewegen?
- Andererseits sah er doch das Licht als immaterielle Welle an, die nicht geschoben werden konnte und dadurch unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle sei (= Äthervorstellung).
Dass die Vermischung der beiden Vorstellungen nicht konsistent ist braucht man nicht lange zu erklären - jedoch hat sich dieses unmögliche Hybrid als Genialität durchgesetzt.
Viele Grüße
Jocelyne Lopez
