Wer hat Arnold Schwarzenegger entdeckt? | ||
Nicht von
seiner Filmkarriere soll hier die Rede sein, sondern von seiner Laufbahn
als Body Builder. Es mangelt ja nicht an Personen, die behaupten, mit
ihm trainiert zu haben (abgesehen von jenen Hundertschaften, die mit ihm
auf derselben Schulbank gesessen haben wollen), und es gibt auch mehrere
Personen, die vorgeben, ihn trainiert, also ihn quasi entdeckt oder sogar
"erfunden" zu haben. |
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Im Verlauf des damaligen Gespräches stellte sich heraus, dass Arnold in der Neubaugasse eine kaufmännische Lehre absolvierte, was ganz in der Nähe meiner Wohnung (Defreggergasse 1) gelegen war. Ich hatte in dieser Wohnung einen großen Raum eigens für Trainingszwecke adaptiert. Darin gab es extra angefertigte Geräte (die es in Österreich noch gar nicht zu kaufen gab) und sogar eine Original Ben-Weider Hantelausrüstung, die ich per Schiff aus USA hatte kommen lassen. |
Ich hatte
auch elektronische Vorrichtungen gebaut, welche die Trainingssätze
und Wiederholungen automatisch mitzählten - eine Besonderheit, die
Arnold später immer wieder erwähnen wird, wenn das Gespräch
auf mich kam (Charly Temmel berichtete mir oft, was Arnold über die
damalige Zeit erzählte). Marnul verlagerte in Interviews diese erste Begegnung mit Arnold seltsamer Weise in den Juli 1961, und andere Beteiligten behaupteten hingegen, es sei Juli 1962 gewesen (in Wendy Leighs unautorisierter Biografie, siehe Bild links, wird das auf Seite 23 erwähnt). |
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Aber die Wahrheit ist, dass es im Juli 1963 geschah. Im April 1964 fand dann die Veranstaltung im Grazer Steirerhof statt, in welcher Arnold das erste Mal auf einer Bühne posierte und ich den Mr. Styria gewann. | ||
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Kurt Marnul behauptete
immer wieder, erster "Trainer" von Arnold gewesen zu sein. Er
setzte diese Behauptung auch als Werbung für sein Trainingsstudio
in der Hüttenbrennergassse ein (mit dementsprechenden Beschriftungen
auf seinem Jeep etc.) und in diversen Interviews brüstete er sich
überhaupt gerne damit, dass er "Arnold groß gemacht habe...",
wie z.B. in der Orf-Reportage "Am Schauplatz", gesendet
am 1.6.2007. |
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Kurt Marnul war sicher eine der führenden Persönlichkeiten in Bezug auf Body Building in diesen vergangenen Zeiten. Sowohl für Arnold als auch für mich stellte Kurt ein Vorbild dar - und sicher haben uns seine Ratschläge und Anleitungen sehr viel weiter geholfen. Arnold und ich bezogen aber die Trainingspläne und Methoden hauptsächlich aus amerikanischen Zeitschriften. | ||
Der junge Arnold Arnold war vom Sommer 1963 bis zum meinem Einrücken zum Bundesheer praktisch täglich bei mir. Er war ein groß gewachsener, schlanker Bursch und ich habe ihn eigentlich als nicht besonders redselig in Erinnerung. Das besonders Auffallende für mich war damals seine Ehrlichkeit - er erschien mir als sehr "gerader" Charakter und ich habe ihn auch nie bei einer Lüge erwischt. Er konnte mit unglaublicher Konzentration trainieren und sprach dabei so gut wie kein Wort. Ich habe daher speziell über seine Familie wenig erfahren und kannte zwar seine Mutter, die einen sehr resoluten Eindruck machte, habe aber Vater und Bruder auch dann nicht gesehen, wenn ich ihn in Thal besuchte. Ich kann mich noch an sein Zimmer dort erinnern, welches im oberen Stock des Hauses lag und das Erste, das man sah, wenn man die Holztreppe hochkam, war eine riesige schwarze Kugelhantel. Es gab auch ein großes Poster von Reg Park an der Wand und Arnold betonte oft, dass er eines Tages diesen Athleten und Filmstar besiegen werde und selbst der größte Bodybuilder sein werde - selbstverständlich auch mit entsprechenden Filmrollen versehen. Ich war nicht der Einzige, der ihn deshalb belächelte ... obwohl ich selbst ganz dasselbe Ziel vor Augen hatte (mein Idol war damals Steve Reeves). Ich kann nicht behaupten, dass Arnold damals besonders vergnügungssüchtig gewesen wäre, es gab zwar einige kleine Partys in meiner Wohnung (und vielleicht kann er sich noch an meine Freundin Christa erinnern ...) aber weder er noch ich tranken Alkohol oder rauchten. Alles war auf Gesundheit und Training ausgerichtet. Vor allem bereiteten wir uns auf die Mister-Wahlen vor, die im April 1964 im Hotel Steirerhof angesagt waren. Nach dem Bundesheer ging Arnold nach München, wo ich ihn mehrere Male (meist zusammen mit Kurt Marnul) besuchte. Er war dort als Trainer tätig. Als er nach England bzw. USA ging, habe ich den Kontakt endgültig verloren - seinen Karriereweg aber stets mit Interesse verfolgt. Mein Archiv beherbert nahezu alles, was von Arnold stammt oder über ihn geschrieben wurde. Seinen unglaublichen Aufstieg zum größten Bodybiuilder aller Zeiten habe ich mit Stolz und Freude beobachtet und ich bewundere diesen Mann noch immer ohne Neid. Ihn persönlich zu kennen ist eine ganz besondere Erfahrung. Anabolika? Damals gab es noch nicht diese Vielzahl an Präparaten, die heute von den Athleten geschluckt oder gespritzt werden (jedenfalls von vielen). Auf den Markt gekommen waren gerade DIANABOL (heute steckt derselbe Wirkstoff in NEROBOL, THAI-METAS oder NAPOSIM) und Arnold hat gar nicht bestritten, sie auch genommen zu haben (Zitat: "Ich hätte auch Sch..... gefressen, wenn das Muskeln erzeugt hätte ...") Beim Sportarzt ließen wir uns einmal wöchentlich eine Injektion "ANADUR" verabreichen (heute ist der Wirkstoff als NANDROLONE oder DECA DURABOLIN bekannt). Sie enthielten die lächerlich geringe Wochendosis von 50 mg - heutzutage geben sich die Athleten denselben Wirkstoff mehrmals wöchentlich mit 250 mg. Das sind ganz andere Kaliber als die winzigen Dosen, die wir mit Kraftdrinks aus Trockenmagermilch und großen Mengen Dorschfilets ergänzten. Eiweißpräparate gab es auch noch keine und die heute gebräuchlichen starken Anabolika (z.B. OMNADREN, SUSTANON, WINSTROL etc.) waren noch völlig unbekannt. Im Vergleich zur jetzigen Zeit könnte man unseren Anabolikagebrauch als sehr geringfügig bezeichnen - kein Bodybiulder würde sich heute von den lächerlichen Mengen einen Erfolg versprechen. Bei uns dürften sie auch eher einen Placebo-Effekt bewirkt haben. Dass ein Körper. wie ihn Arnold später der Welt präsentierte (und er war in meinen Augen jedenfalls der BESTE, der jemals auf einer Bühne posierte!) so ganz ohne Chemie entwickelt werden konnte, mag wohl nur einer glauben, der von Bodybulding keine Ahnung hat ... Dieser Mann hat sich selbst entdeckt! |